Die Portolan-Karte ist unser graphisches Leitmotiv. In ihr verbinden sich die Ideen von Orientierung und Reflexion mit dem Perspektiven-Wechsel und der Entdeckung des Neuen. Portolan-Karten spielten in der frühen Neuzeit eine herausragende Rolle in der Seefahrt.
„Portolan“ kommt vom italienischen Wort portulano, was bedeutet: „auf Häfen bezogen“. Diese Karten zeigen ein Windrosennetz, das ein Gitter auf der Karte bildet. Sie waren für ihre hohe kartografische Genauigkeit bekannt und dienten seit dem 13. Jahrhundert der Kompass-Navigation.
Unsere Graphik beruht auf einem Ausschnitt aus einer der berühmtesten Portolankarten des Juan Vespucci (ca.1460 – ca. 1530), Neffe des bekannten Amerigo Vespucci (1451-1512), auf den der Name „America“ zurückgeht. Diese beiden Florentiner standen im Dienste Spaniens und arbeiteten im Haus des Handels, der „Casa de Contratación“ in Sevilla als Chef-Kapitäne. Die Casa überwachte alle Erkundungen, die Kolonien und den Handel Spaniens, und verantwortete die nautische Hauptkarte, den Padrón Real, deren erste Versionen von den Vespuccis stammten. Sie bildete die Grundlage aller nautischen Aktivitäten Spaniens. Zu den Aufgaben der Vespuccis gehörte es auch, die Kapitäne, ihre Karten und Instrumente zu prüfen und zu zertifizieren.
Die Karte Juan Vespuccis (85 x 262 cm, Tusche und Farbe auf vier Pergamentblättern) entstand im Jahre 1526. Sie ist heute im Besitz der Hispanic Society of America, New York (Kartennummer K42). Design und Graphik: Wolfgang Leidhold, 2021